Düsseldorf Politik

Antisemitische Karikaturen beschäftigen die Jüdische Gemeinde

Düsseldorf. Im Kurzinterview mit NRW.direkt spricht Oded Horowitz über die Jüdischen Kulturtage, die Anmeldungen für das Jüdische Gymnasium, den Umgang des Bürgermeisters von Bergisch Gladbach mit dem Ganey-Tikva-Verein sowie den „Kita-Imam“. Dabei zeigt sich der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde zuversichtlich, dass es eine „lückenlose Aufklärung“ über die Facebook-Beiträge des Imams geben wird.

Oded Horowitz (Bild: NRW.direkt)

NRW.direkt: Herr Horowitz, wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Jüdischen Kulturtage?

Horowitz: Die Jüdischen Kulturtage NRW finden jetzt zum fünften Mal statt, diesmal mit dem Ruhrgebiet und dem Bergischen Land. Über 200 Veranstaltungen in 22 Städte bringen den jeweiligen Stadtgesellschaften jüdische Kultur, Kunst und Musik näher. Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Armin Laschet gab es eine sehr feierliche Eröffnung. Und die neuen Kuratoren, Inna Goudz und Michael Rubinstein, haben einen sehr frischen Wind in die Kulturtage gebracht, der auch sehr gut anzukommen scheint. Das hat mich auch persönlich sehr gefreut!

NRW.direktWie ist es um die Anmeldungen für das Jüdische Gymanasium bestellt? Gibt es Neuigkeiten von der Yitzhak-Rabin-Schule oder dem Jüdischen Kindergarten?

Horowitz: Unsere Jugend ist immer im Mittelpunkt aller Pläne der Jüdischen Gemeinschaft. In Düsseldorf wird zur Zeit gebaut, um den Kindergarten, der schon jetzt der größte in der Stadt ist, weiter zu vergrößern. Die Grundschule wird ab kommenden Jahr voraussichtlich dreizügig. Im Albert-Einstein-Gymnasium haben wir in diesem Jahr mehr Anmeldungen als je zuvor und nähern uns recht schnell der Dreizügigkeit. Und in diesem Jahr kommen ein Drittel der Kinder von außerhalb der Gemeinde, was unsere Prognosen auch weitgehend bestätigt.

NRW.direktBeschäftigen die Vorgänge um den sogenannten Kita-Imam in Düsseldorf die jüdische Gemeinschaft? Immerhin wurden auf dessen Facebook-Seite nicht nur Beiträge mit Salafisten-Bezug gefunden, sondern auch noch zwei sehr bösartige anti-israelische Schmäh-Karikaturen.

Horowitz: Die Zunahme von Antisemitismus und israel-feindlicher Einstellungen, die wir in den letzten Jahren erleben mussten, ist für die jüdische Gemeinschaft besorgniserregend. Antisemitismus und Israelfeindlichkeit können nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Auch die Meldungen von einem Imam, der vom Kreis der Düsseldorfer Muslime (KDDM) in eine evangelische Kindertagesstätte entsendet wird und bei dem sehr anti-israelische und damit auch antisemitische Karikaturen auf dessen Facebook Seite entdeckt wurden, beschäftigen uns. Wir haben einen sehr konstruktiven Kontakt zum KDDM und hoffen, dass diese gute Zusammenarbeit durch diese Meldungen nicht leiden wird. Wir sind zuversichtlich, dass eine lückenlose Aufklärung dabei behilflich sein wird.

NRW.direktWie sehen Sie die Auseinandersetzungen in Bergisch Gladbach? Dort hat der Ganey-Tikva-Verein angekündigt, sich auch mehr gegen Antisemitismus engagieren zu wollen. Was damit endete, dass der Bürgermeister dem Verein die Zuständigkeit für die Städteparterschaft mit Ganey Tikva in Israel entzogen hat.

Horowitz: Die Probleme des Ganey-Tikva-Vereins beschäftigen uns seit geraumer Zeit. Wir können die Haltung des Bürgermeisters gegenüber dem Verein nicht gutheißen und hoffen, dass sie sich bald wieder ändern wird. Auch sind wir sehr betroffen über die antisemitischen Anfeindungen, die der Rabbiner der Synagogengemeinde Köln in den letzten Monaten erleiden musste. Das finden wir skandalös. Solche Entwicklungen müssen sehr ernst genommen werden!

NRW.direktHerr Horowitz, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Dr. Oded Horowitz ist Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein sowie Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Er ist als Augenarzt tätig, verheiratet und Vater von drei Kindern. Das Interview mit ihm wurde am Donnerstag geführt.

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