Düsseldorf. Nach dem Terror-Anschlag in Manchester wurden die Sicherheitsmaßnahmen für den Israel-Tag vor dem Rathaus kurzfristig erhöht. Die Teilnehmer aber ließen sich davon nicht beirren; auch in diesem Jahr wurde der Geburtstag des Staates Israel mit einem fröhlichen Fest gefeiert. Und für den 70. Geburtstag im nächsten Jahr wurde eine „richtig große Party“ angekündigt.

Benjamin Chapman (Bilder: NRW.direkt)
In diesem Jahr jährt sich die Gründung des Staates Israel zum 69. Mal. Zur Erinnerung an Yom Haatzmaut, den Tag der Staatsgründung, wurde am Mittwochnachmittag auf dem Marktplatz vor dem Düsseldorfer Rathaus der diesjährige Israel-Tag gefeiert. Für die Landeshauptstadt war es bereits das 14. Mal, dass dieser Tag mit einem fröhlichen Fest begangen wurde. Aber es war das erste Mal, dass die Feier innerhalb eines Absperrgitters stattfinden und die Besucher zuerst durch Einlasskontrollen hindurch mussten. Die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen waren eine kurzfristige Reaktion der Stadt auf den Terror-Anschlag in Manchester am Montagabend.
Damit war es nicht verwunderlich, dass der französische Generalkonsul Vincent Muller in seinem Grußwort davon sprach, dass auch die „Sicherheitskultur“ zu den Dingen gehöre, die Deutschland von Israel lernen könne. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) stimmte zu und sagte, der Umgang mit dem Terrorismus sei „auch etwas, das wir von Israel lernen können“. Geisel, der erneut als Schirmherr des Israel-Tages fungierte, erzählte von seiner Reise nach Haifa, dass Israel während dieser von einem Terror-Anschlag erschüttert wurde und wie ihn der Fortgang des normalen Lebens danach beeindruckt habe. Auf die Urheber des Terrors wurde in den Reden jedoch nicht eingegangen.
Benjamin Chapman, US-Vizekonsul in Düsseldorf, brachte ein wenig aktuelle Tagespolitik in sein Grußwort und bezeichnete die Israel-Reise von US-Präsident Donald Trump als „historisch“. Damit meinte er Trumps Besuch an der Klagemauer in Jerusalem und dass Israel erstmalig Bestandteil der ersten Auslandsreise eines US-Präsidenten war. Die Beziehung zwischen den USA und Israel bezeichnete Benjamin Chapman als „unbreakable bond“ (deutsch: untrennbare Verbindung). „Happy Birthday, Israel“, beendete Chapman sein Grußwort.
CDU glänzt durch Abwesenheit

Der Marktplatz vor dem Rathaus füllte sich schnell (Bilder: NRW.direkt)
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oded Horowitz, sprach in seinem Grußwort davon, dass die Nachrichten aus Israel zumeist von Krieg und Terror überlagert seien und deswegen „viele schöne Dinge nicht gesehen werden“. Abseits der Redner waren viele stadtbekannte Mitglieder von SPD, FDP und Grünen zu sehen. Vertreter der CDU aber waren in diesem Jahr nicht zu erblicken.
Nach den Grußworten ging es zum unterhaltsamen Teil über: Für das leibliche Wohl gab es Falafel, für die musikalische Unterhaltung sorgte ein DJ. Junge Frauen und Mädchen verteilten blaue und weiße Luftballons sowie kleine Israel-Flaggen. An verschiedenen Ständen, etwa dem der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit oder dem der Deutsch-Israelische Gesellschaft, konnten sich die Besucher informieren. Damit wurde auch dieser Israel-Tag schnell zu einer munteren Feier mehrerer hundert Teilnehmer. Ähnlich wie in den letzten Jahren gab es auch ein Israel-Quiz mit Verlosung.
„Wer Israel besucht hat, hat eine andere Wahrnehmung“

Michael Naor (Bilder: NRW.direkt)
Immer mittendrin und stark gefragt war der Düsseldorfer Psychologe Michael Naor, einer der Koordinatoren des Israel-Tages. Über die Absperrgitter war Naor wenig glücklich, da diese auch geeignet waren, Besucher von einem spontanen Besuch der Feier abzuhalten. Gegenüber NRW.direkt schilderte er sein Anliegen: „Mir ist es wichtig, dass Israel auch über diese zwei Themen hinaus wahrgenommen wird.“ Mit den „zwei Themen“ waren die Shoah und der Palästinenser-Konflikt gemeint. „Israel ist ein offener, moderner Staat mit einer lebendigen Gesellschaft, mit viel Innovation, einer großartigen Landschaft und wunderbaren Menschen.“ Menschen, die Israel besucht haben, würden ihm diese Sicht immer wieder bestätigen und hätten eine völlig andere Wahrnehmung des Landes als jene, die Israel nur aus den Nachrichten kennen, schilderte der in Deutschland lebende Israeli die Rückmeldungen, die er seit Jahren erhalte.
Beendet wurde der diesjährige Israel-Tag mit dem gemeinsamen Singen der Hatikva, der israelischen Nationalhymne. Als die Absperrgitter am frühen Abend wieder weggeräumt wurden und sich die Teilnehmer auf den Heimweg durch die Düsseldorfer Altstadt machten, fiel auf, dass die Männer, die während des Festes eine Kippa trugen, diese wieder von ihrem Kopf genommen hatten. Michael Naor aber ist optimistisch und ließ es sich nicht nehmen, für das nächste Jahr eine „richtig große Party“ zum 70. Geburtstag Israels anzukündigen.