Hagen. Vor vier Jahren feierten die Medien Cemile Giousouf als erste muslimische CDU-Bundestagsabgeordnete. Obwohl sie schnell für Negativ-Schlagzeilen sorgte, wurde sie von der CDU in diesem Jahr mit Listenplatz 24 ausgestattet. Aufgrund des schlechten Gesamtergebnisses der Union wird Giousouf dem nächsten Bundestag dennoch nicht mehr angehören.
Vor vier Jahren wurde die heute 39-jährige Cemile Giousouf von den Medien als erste muslimische Bundestagsabgeordnete der CDU gefeiert. Dank des für eine so junge Politikerin ungewöhnlich guten Listenplatzes 25 zog die vom CDU-Landesvorsitzenden Armin Laschet unterstützte Giousouf 2013 in das höchste deutsche Parlament ein. Ihre Parlamentsarbeit begann sie mit einem Antrittsbesuch beim türkischen Botschafter in Berlin. Trotz ihrer politischen Unerfahrenheit wurde Giousouf von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sofort zur integrationspolitischen Sprecherin gewählt.
Durch ihre Nähe zu umstrittenen türkischen Moschee-Gemeinden wurde Cemile Giousouf jedoch auch schnell zur Skandalnudel der Hagener CDU: So wurde im Herbst 2014 bekannt, dass sie eine Delegation der als antisemitisch geltenden und damals noch vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) in der Hagener CDU-Kreisgeschäftsstelle empfangen hatte. Giousouf rechtfertigte sich damit, dass sie die IGMG-Delegation empfangen hatte, weil deren Moschee kurz zuvor zweimal zum Ziel eines Anschlags geworden sei. Zu Recherchen, nach denen es überhaupt keinen Anschlag auf die betreffende Moschee gegeben hatte, nahm sie keine Stellung.
Nachdem auch noch Bilder auf Facebook veröffentlicht wurden, die Giousouf in traditionell islamischer Frauenkleidung in der Hagener Moschee des der türkischen Religionsbehörde Diyanet unterstehenden Dachverbandes DITIB zeigen, wurden in der CDU Vorwürfe laut, sie würde ihr Bundestagsmandat einseitig für die Vertretung türkischer Interessen nutzen. Zur Jahreswende 2014/2015 krachte es in der Hagener CDU; erste Parteimitglieder erklärten ihren Austritt.
CDU nominierte Giousouf erneut
Dennoch stand die CDU auch weiterhin zu Cemile Giousouf: Als sich die griechisch-orthodoxe Katerina Gaitanoglou im September 2016 ebenfalls für die Direktkandidatur bewarb und in ihrer Bewerbungsrede dem politischen Islam eine klare Absage erteilte, entschieden sich die Hagener CDU-Delegierten mehrheitlich für die in Leverkusen geborene Giousouf. Von der Landes-CDU bekam Cemile Giousouf für die Bundestagswahl den normalerweise sicheren Listenplatz 24 zugesprochen. Im Wahlkampf warb Giousouf mit dem Motto „Für ein Hagen, in dem wir gut und gerne leben.“
Das Direktmandat in Hagen aber holte am Sonntag der SPD-Politiker René Röspel. Und nachdem die Union bundesweit mit 33 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1953 erzielt hat, kamen nur noch deren Kandidaten bis einschließlich Listenplatz 10 zum Zuge. Damit wird Cemile Giousouf dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören. (ph)
Bild: Der Hagener CDU-Vorsitzende Christoph Purps (r.) applaudiert Cemile Giousouf (l.) nach deren Nominierung zur Bundestags-Direktkandidatin. Bildrechte: NRW.direkt