Düsseldorf Wirtschaft und Verkehr

Junge Union besichtigt NRWs größten Flughafen

Düsseldorf. Bei einer Flughafen-Besichtigung konnte sich die Junge Union am Dienstag ein Bild vom täglichen Betrieb auf dem größten NRW-Airport machen. Die anschließende Diskussion drehte sich auch um die vom Flughafen beantragte Kapazitätserweiterung. Der JU-Stadtvorsitzende Ulrich Wensel sprach sich nach der Besichtigung klar dafür aus.

Fabian Zachel (r.) mit den JU-Mitgliedern (Bilder: NRW.direkt)

„Hat jemand Probleme damit, wenn ich euch duze?“, fragt Fabian Zachel, Leiter der politischen Umlandkommunikation des Düsseldorfer Flughafens. Die 20 Mitglieder der Jungen Union (JU) lachen, einer ruft: „Da kommt der Sozialdemokrat hervor“ – eine Anspielung auf Zachels SPD-Mitgliedschaft. Die Stimmung ist entspannt, als sich der Bus mit den JU-Mitgliedern am Dienstagnachmittag zur Flughafen-Besichtigung in Richtung Rollfeld in Bewegung setzt. Nach einer Sicherheitskontrolle geht es sofort weiter in Richtung Flugsteig C, wo gerade ein Airbus A.330 der Turkish Airlines mit Containern beladen wird.

Beim Einparken eines Airbus A.330 von Air Berlin klicken alle Kameras, direkt danach können die Flughafen-Besucher aus nächster Nähe sehen, wie ein Flugzeug der British Airways von einem Schlepper im „Pushback“-Verfahren vom Gate weggeschoben wird. Während der rund 75-minütigen Rundfahrt erläutert Fabian Zachel alle Vorgänge fachkundig. Aber als der Bus langsam an der Boeing 787-900 der japanischen All Nippon Airways vorbeifährt, kommt seine eigene Flugbegeisterung zum Vorschein; begeistert erzählt er von seinem Flug mit dem „Dreamliner“ nach Tokio. Höhepunkt der Rundfahrt ist ein mehrminütiger Halt an der Startbahn 23L des größten NRW-Airports, bei dem die JU-Mitglieder das „Line-up“ und die Startläufe der Flugzeuge aus unmittelbarer Nähe verfolgen können (siehe Bild ganz oben).

Wenig Wertschätzung durch die Stadtgesellschaft

Danach aber wird es schnell politisch: Im Conference Center des Flughafens erläutert Fabian Zachel in einem detaillierten Vortrag dessen Bedeutung für die Region und die Wirtschaft. Zachels Vortrag ist präzise; das von ihm präsentierte Zahlenwerk unterstreicht die – eigentlich allgemein bekannte – Bedeutung des Flughafens. An einzelnen Stellen klingt leise Kritik daran durch, dass Düsseldorf über einen weltbekannten Flughafen verfügt, darauf aber nicht stolz ist. Damit gewährt sein Vortrag unfreiwillige Einblicke, wie schwer es ein moderner Verkehrsflughafen in einer Stadtgesellschaft hat, die entsprechende Mobilitätsangebote als Selbstverständlichkeit, jeden Ausbau einer Infrastruktur aber sofort als Bedrohung betrachtet.

Nur vorsichtig kommt Fabian Zachel auf das Thema Kapazitätserweiterung zu sprechen. Um zukünftig in verkehrsstarken Tageszeiten 60 statt der bisherigen 47 Slots anbieten zu können, hatte der seit Jahren an seine Kapazitätsgrenzen stoßende Flughafen Anfang 2016 einen entsprechenden Planfeststellungsantrag eingereicht. Der Begriff Slot kennzeichnet ein Zeitfenster, während dessen eine Fluglinie den Airport zum Starten oder Landen eines Flugzeugs benutzen darf. Die Grünen bekämpften den Antrag sofort, alle anderen Parteien hielten sich dazu bislang ängstlich zurück. Zachel verweist auf die steigenden Passagierzahlen, darauf, dass mit 24 Millionen oder noch mehr Fluggästen in diesem Jahr bereits der nächste Rekordwert erwartet wird.

„Angerland-Vergleich“ behindert den Flughafen bis heute

Gleichzeitig versucht Zachel zu beruhigen, er spricht davon, dass der Flughafen 20 Millionen Euro für den Lärmschutz der Anwohner zur Verfügung stellen wird und weiter daran arbeitet, einzelne aus Umlaufgründen auch nach 23 Uhr notwendige Landungen weiter zu reduzieren. Mehrfach verweist er darauf, dass der „Angerland-Vergleich“ durch die Kapazitätserweiterung nicht angetastet wird. Der Angerland-Vergleich wurde 1965 zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Düsseldorfer Flughafengesellschaft und den Gemeinden rund um den Airport geschlossen.

Obwohl sich der Luftverkehr seit 1965 dramatisch gewandelt hat, schränkt dieser Vergleich das Wachstum des Flughafens bis heute ein. So wird dadurch etwa die bei großen Flughäfen inzwischen selbstverständliche gleichzeitige Nutzung paralleler Start- und Landebahnen bis heute eingeschränkt. Auch verbietet der Angerland-Vergleich die räumliche Ausdehnung des Flughafens, womit kreative Lösungen gefunden werden müssen, den steigenden Fluggastzahlen auf dem vorhandenen Areal gerecht zu werden.

Bei der Jungen Union aber bleibt Fabian Zachel von Protesten und Vorwürfen verschont. Stattdessen kommen konstruktive Fragen, etwa dazu, wie der Anschluss des Flughafens an den Öffentlichen Personen-Nahverkehr verbessert werden könnte. Gegenwärtig ist der Flughafen mit einem Fernbahnhof und einem unterirdischen S-Bahnhof ungewöhnlich gut an das Bahnnetz angebunden, kann aber von einzelnen Düsseldorfer Stadtteilen nur umständlich erreicht werden. Eine Schnellbahn zur nahe gelegenen Messe wird seit Jahren diskutiert, stößt aber auf Proteste von Anwohnern. Zachel spricht davon, dass der Flughafen darauf längst vorbereitet sei und zeigt auf der Projektion das dafür vorgesehene Gelände. Und als es um den Vergleich mit anderen deutschen Flughäfen geht, blitzt Selbstbewusstsein auf: „Wir verstehen uns als Drehkreuz“, sagt Fabian Zachel und verweist darauf, dass neben den Kunden von Air Berlin auch viele Fluggäste der Lufthansa-Gruppe in Düsseldorf auf Langstrecken-Flüge umsteigen. Erst nach fast zwei Stunden neigt sich die angeregte Diskussion ihrem Ende entgegen.

„Wir wollen den Flughafen fördern, wo es nur geht“

Nach der Flughafen-Besichtigung spricht der Düsseldorfer JU-Vorsitzende Ulrich Wensel davon, dass es in der CDU-Jugendorganisation noch keinen Beschluss zur vom Flughafen beantragten Kapazitätserweiterung gibt. Das aber soll möglichst rasch anders werden: „Ich werde daran arbeiten, dass sich die JU klar dafür ausspricht.“ Außerdem kündigt er an, darüber auch mit den CDU-Abgeordneten aus Düsseldorf sprechen zu wollen: „Wir wollen den Flughafen fördern, wo es nur geht.“ Dabei werde natürlich auch der Lärmschutz berücksichtigt. Ein Flughafen mit einer überregionalen Bedeutung könne aber niemals ganz ohne Lärm und Emissionen betrieben werden. „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“, sagt Wensel.

Die Situation des Flughafens, einerseits den wachsenden Mobilitätsbedürfnissen und damit weiter steigender Nachfrage nach Flugangeboten gerecht werden zu müssen, andererseits bei jeder Erweiterung mit Protesten konfrontiert zu werden, sieht Ulrich Wensel als gesamtgesellschaftliches Problem: „Die Menschen fürchten jede Veränderung. Aber wenn wir keine Veränderung mehr haben, werden wir nur noch Rückschritte erleben.“ Er hofft darauf, dass sich auch die neue Landesregierung des Themas annehmen und den Flughafen entsprechend unterstützen wird.

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