Düsseldorf Wirtschaft und Verkehr

Junge Union besucht Börse

Düsseldorf. Mitglieder der Jungen Union (JU) waren am Montag bei der Börse der Landeshauptstadt zu Gast. „Mir geht es darum, der JU die für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf wichtigen Unternehmen näherzubringen“, sagte der Kreisvorsitzende Ulrich Wensel. Vortrag und Gespräch drehten sich aber auch schnell um das eher schwierige Verhältnis der Deutschen zu Kapitalmärkten.

„Nicht mehr, das habe ich alles in der Finanzkrise verloren“, sagte ein Besucher auf die Frage, wer alles ein Wertpapierkonto besitze. Die fast zwei Dutzend Mitglieder der Jungen Union (JU), die von einer Handvoll CDU-Politiker, darunter der Düsseldorfer Ratsherr Dirk-Peter Sültenfuß, begleitet wurden, reagierten mit Lachen. Thomas Strelow von der Düsseldorfer Börse verstand das gut; auch er habe Positionen in seinem Depot, bei denen die Ausbuchungskosten inzwischen höher wären als deren Verkaufswert. Und damit waren die Mitglieder der Jungen Union bei ihrem Besuch der Düsseldorfer Börse am Montagnachmittag schnell mitten im Thema.

Den ehemaligen Handelssaal der Börse bekamen die JU-Mitglieder jedoch nur in einem kurzen Film aus den 80er-Jahren zu sehen. Dass im Zeitalter des Computerhandels noch Makler im Frankfurter Börsensaal sitzen, sei nur noch Dekoration für die allabendliche TV-Berichterstattung, erläuterte Thomas Strelow. In einem detaillierten Vortrag erklärte er seinen Besuchern die modernen Handelssysteme. Seinen Ausführungen war aber auch zu entnehmen, dass sich das Wesen und die Mechanismen der Börse trotz der Umstellung von Parkett- auf Computerhandel ebenso wenig verändert haben wie das Verhältnis der Deutschen zum Wertpapierhandel. „Das Wissen um Kapitalmärkte ist in Deutschland nicht so ausgeprägt, wie es unserer Meinung nach sein sollte“, sagte der für Marketing zuständige Mitarbeiter der Düsseldorfer Börse.

Aktienquote in Deutschland unterdurchschnittlich

Damit kam Strelow auch auf die unterdurchschnittliche Aktienquote in Deutschland zu sprechen, an der sich auch durch die Unattraktivität festverzinster Anlageformen nichts geändert habe. Mit Hilfe einer Grafik zeigte er die jährlichen Renditen, die jene Anleger erzielt haben, die ab 2000 in den DAX-30 investiert haben. Dabei war auf der y-Achse das Kaufjahr markiert, auf der x-Achse das Verkaufsjahr. Die roten Flecken auf der Grafik zeigten deutlich, dass nur jene Anleger nennenswerte Verluste erzielt haben, die kurz vor Börsen-Einbrüchen gekauft und nach diesen schnell wieder verkauft hatten. Diese Fakten aber überzeugte nicht jeden: „Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast“, meinte einer der Besucher.

Die älteren Besucher aber fühlten sich bei Strelows pointierten Ausführungen an den Börsen-Hype um die Jahrtausendwende erinnert. „Gier frisst Hirn“, kommentierte Thomas Strelow die damaligen Ereignisse. Heute werde es als Zeichen eines überhitzten Marktes gewertet, wenn sich plötzlich jeder mit den Kursentwicklungen an der Börse beschäftige. Damit genossen die wenigen älteren Teilnehmer aus der Besuchergruppe einen gleichzeitig fachkundigen und unterhaltsamen Vortrag, der auch viele persönliche Erinnerungen wachrief. Für eine jugendliche Besuchergruppe aber war der fast zweieinhalbstündige und mit vielen fachlichen Details angereicherte Vortrag eine Überforderung.

Der Düsseldorfer JU-Vorsitzende Ulrich Wensel war mit dem Besuch zufrieden. „Zuletzt haben wir den Flughafen besichtigt, jetzt die Börse. Mir geht es darum, der Jungen Union die für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf wichtigen Unternehmen näherzubringen. Denn wenn der eine oder andere von uns später auf kommunaler Ebene Verantwortung trägt, sollte er auch ein Gespür für die Unternehmen haben“, sagte Wensel.

Bild: Ulrich Wensel (vorne, Mitte) und die Besuchergruppe vor der Börse. Bildrechte: NRW.direkt

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