Wuppertal. Der Islamische Förder- und Integrationsverein Al Baraka will für zwei Millionen Euro ein Gebäude kaufen und mit einem überdachten Fußballplatz und einem Schwimmbad versehen. Der Al-Baraka-Verein fällt immer wieder durch Bezüge zur Salafisten-Szene auf, warnt die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall. Predigt dort ein in Düsseldorf und Wuppertal offenbar sehr umtriebiger „Internet-Star unter den Salafisten-Predigern“?

Das Gebäude des IFIV in Wuppertal-Vohwinkel (Bild: NRW.direkt)
Der in Wuppertal-Vohwinkel ansässige Islamische Förder- und Integrationsverein „Al Baraka“ (IFIV) hat derzeit große Pläne, wie er in einem Marketing-Video kundtut. Das Gebäude, in dem der Verein gegenwärtig eingemietet ist, soll gekauft und nach eigenen Bedürfnissen ausgebaut werden. Neben Bildungsangeboten möchte der IFIV auf der anvisierten Liegenschaft einen eigenen überdachten Fußballplatz, der alleine 500.000 Euro kosten soll, sowie ein Schwimmbad errichten. Der Gesamtbedarf dafür wird mit zwei Millionen Euro angegeben, 400.000 davon werden „bis April“ benötigt. Das teilte die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall am Montag mit.
Veröffentlicht wurde das Marketing-Video auf dem youtube-Kanal des Hilfsvereins Ansaar International. Ansaar wird seit Jahren in den Verfassungsschutzberichten erwähnt und vom Landesverfassungsschutz der Salafisten-Szene zugerechnet. Auch im aktuellen „Lagebild Salafismus“ des Landesinnenministeriums ist Ansaar International erwähnt.
„Einer der Internet-Stars unter den Salafisten-Predigern“
Der IFIV fiel bereits früher in Salafisten-Zusammenhängen auf: So berichtete die Westdeutsche Zeitung (WZ) 2010 über den IFIV: „Dort predigt ein Mann, der sich Abu Jibriel nennt. Für Hans-Jürgen Lemmer, Leiter des Wuppertaler Integrationsamtes, steht fest, dass dieser Verein kein Interesse an der Integration von Muslimen in Deutschland hat und sich von der westlichen Gesellschaft abschottet.“ Im Jahr zuvor hatte „Abu Jibriel“ auf dem Internet-Portal „Way to Allah“ die Gründung des IFIV angekündigt, berichtete Herrmann-Marschall mit Verweis auf das Internet-Archiv. „Way to Allah“ wird vom Landesinnenministerium dem salafistisch-extremistischen Milieu zugerechnet.
Der in Wuppertal lebende arabische Israeli Mohamad G. scheiterte 2017 vor dem nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht (OVG) mit seiner Klage auf Einbürgerung. Der deutsche Pass war ihm bereits von der Stadt Wuppertal wie auch vom Verwaltungsgericht in Düsseldorf verweigert worden, weil er nach Ansicht der Sicherheitsbehörden unter dem Namen „Abu Jibriel“ jahrelang in der Salafisten-Szene aktiv war. Der FOCUS hatte Abu Jibriel bereits 2012 als „einen der Internet-Stars unter den salafistischen Predigern“ bezeichnet.
Missverständnisse und unbemerktes Einschleichen?
Ende 2017 hatte NRW.direkt exklusiv berichtet, dass Abu Jibriel alias Mohamad G. von einer familientherapeutischen Einrichtung in Düsseldorf-Wersten auf deren Internet-Seite als Mitarbeiter und Erziehungswissenschaftler vorgestellt wurde. Ein Anwalt der Einrichtung sprach daraufhin gegenüber unserer Redaktion von einem „Missverständnis“, das daraus resultiere, dass Mohamad G. bereits seit 2014 nicht mehr für die Therapieeinrichtung tätig gewesen sei, sein Mitarbeiter-Profil jedoch erst drei Jahre später gelöscht wurde.
Zuletzt geriet Abu Jibriel im Juni 2018 in die Schlagzeilen, weil er beim KDDM-Cup in Düsseldorf beim medienwirksamen Spiel der Pfarrer gegen die Imame mitgespielt hatte. Auf Nachfrage des WDR sagte der Vorstand des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM), Abu Jibriel habe sich unbemerkt in das Sportfest „eingeschlichen“.
Islamismus-Expertin warnt vor „Abu Jibriel“ und dem IFIV
„Der Verein hat also eine relevante Historie, die nicht übersehen werden sollte. Insbesondere lokale Entscheider sollten dieses Vorhaben wahrnehmen und kritisch begleiten. Hier stellt sich die Frage, ob Kinderbetreuung durch diesen Verein erfolgen sollte“, warnt Sigrid Herrmann-Marschall vor den Aktivitäten des IFIV. „Sieht man da nicht genau hin, wird sich das Problem in der nächsten Generation vergrößern, denn Kinder sind durch eine fanatische Religionsauslegung leicht zu indoktrinieren. Die Stadt Wuppertal sollte also tätig werden, um zu prüfen und möglicherweise die Aktivitäten dieses Vereins einzugrenzen. Außerdem sollte genau geprüft werden, woher die nicht unerheblichen Mittel für das Vorhaben stammen.“
Auf Nachfrage unserer Redaktion warnte die Islamismus-Expertin insbesondere vor Abu Jibriel: „G. ist der Einzige mit entsprechender pädagogischer Ausbildung, der im Zusammenhang mit dem Verein bislang aufgefallen ist“, erläuterte Sigrid Herrmann-Marschall.
Lesen Sie dazu auch: „Salafisten-Prediger in Therapieeinrichtung nur Missverständnis?“