Düsseldorf. Auf die Enthüllungen der Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall über den als „Kita-Imam“ bekannten Asmer U. wurde mit Schweigen reagiert. Der Imam hat alle entsprechenden Facebook-Beiträge inzwischen gelöscht und Herrmann-Marschall „Hetze“ sowie AfD-Nähe vorgeworfen. „Es wird langsam lächerlich, wer alles AfD-nah ist, nur weil man Fakten beibringt“, sagte die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel (CDU). Das sei ein „zu durchsichtiges Ablenkungsmanöver“.

Sylvia Pantel
Die Diakonie in Düsseldorf ist seit einigen Tagen nach eigenen Angaben massiver Hetze ausgesetzt. Grund dafür ist, dass der Imam Asmer U. Kinder in einer evangelischen Tagesstätte in Düsseldorf-Reisholz über den Islam aufklären soll. Das evangelisch-muslimische Gemeinschaftsprojekt wurde von der Diakonie Düsseldorf als Trägerin der Kita Steubenstraße im Stadtteil Reisholz gemeinsam mit dem Kreis der Düsseldorfer Muslime (KDDM) ins Leben gerufen.
Beschimpfungen und Drohungen gegenüber der Diakonie seien völlig inakzeptabel, sagte Landesintegrationsminister Joachim Stamp (FDP). Religiöse Vielfalt müsse als Bereicherung und nicht als Bedrohung verstanden werden, betonte der FDP-Politiker.
Kein einziges Wort zu den Enthüllungen über den Kita-Imam
Zu den Enthüllungen zu Asmer U. sagte Joachim Stamp jedoch nichts. Mit Ausnahme von NRW.direkt berichteten auch die regionalen Medien mit keinem einzigen Wort dazu. Die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall hatte am Donnerstag enthüllt, dass auf der Facebook-Seite von Asmer U. unzählige Beiträge zu finden waren, die der Salafisten-Szene zugerechneten Personen wie Marcel Krass oder andere international bekannte Hassprediger zeigen, wie etwa Salman Al Ouda oder Zakir Naik.
Etliche Male wurden auch Inhalte des radikalen bosnischen Portals „SAFF“ geteilt. Besonders erschreckend war ein Bild auf seinem Facebook-Profil, dass ein knapp zweijähriges Mädchen bis aufs Gesicht verhüllt zeigt. Mehrere anti-israelische Schmäh-Karikaturen legten auch die Vermutung eines antisemitischen Hintergrundes nahe.
Ertappter Imam bezichtigt Islamismus-Expertin der AfD-Nähe
Die Reaktion von Asmer U. darauf bestand darin, noch am selben Tag alle entsprechenden Beiträge von seinem Facebook-Profil zu löschen. Kurz darauf veröffentlichte er einen Beitrag, in dem er Sigrid Herrmann-Marschall vorwarf, einen „denunzierenden“ und „hetzerischen“ Blogbeitrag über ihn veröffentlicht zu haben. Die extremistischen Beiträge auf seiner Facebook-Seite erklärte er damit, dass er sich „auch inhaltlich und theologisch mit den Inhalten auseinanderzusetzen“ habe.
Dann griff er die Islamismus-Expertin frontal an und sparte dabei auch nicht mit Unterstellungen: „Sie ist offensichtlich in der Nähe von rechtspopulistischen Kräften wie der AfD zu verorten und kann dies kaum noch verheimlichen“, schrieb er unter anderem. Unter den Personen, die diesen Facebook-Eintrag von Asmer U. mit „Gefällt mir“ markiert haben, befand sich auch Dirk Sauerborn. Der Polizist vertritt in Düsseldorf auch das Salafismus-Präventionsprogramm „Wegweiser“. Ein entsprechender Screenshot liegt unserer Redaktion vor.
„Ich erwarte von den Verantwortlichen, dass sie sich äußern“
„Natürlich können Beschimpfungen und Drohungen gegenüber der Diakonie nicht hingenommen werden. Das sehe ich genauso wie Herr Stamp“, sagte die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel unserer Redaktion. „Aber ich bin schon sehr verwundert, dass niemand etwas dazu sagt, was Frau Herrmann-Marschall auf dem Facebook-Profil des Imams alles gefunden hat. Es ist ein zu durchsichtiges Ablenkungsmanöver, wenn der Imam jetzt Frau Herrmann-Marschall diffamiert und ihr AfD-Nähe unterstellt. Meines Wissens ist sie seit vielen Jahren SPD-Mitglied. Es wird langsam lächerlich, wer alles AfD-nah ist, nur weil man Fakten beibringt.“
„Dabei sollte uns der Schutz der Kinder doch das Allerwichtigste sein“, fuhr die CDU-Politikerin fort. „Und wenn ein Imam, der dazu auserwählt wurde, in eine Kita zu gehen, jede Menge Postings von Hasspredigern und auch noch abscheuliche antisemitische Karikaturen öffentlich teilt, dann erwarte ich von den Verantwortlichen, dass sie sich dazu auch äußern.“