Mir ist unverständlich, warum sich Diakonie und Jüdische Gemeinde trotz radikal-fundamentalistischer und antisemitischer Beiträge hinter den „Kita-Imam“ Asmer U. stellen. Und auch der Umgang der Düsseldorfer Presse mit der Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall, die dessen radikale Facebook-Einträge gefunden und gesichert hat, stimmt mich sehr nachdenklich. Eine Kolumne von Sylvia Pantel.

Sylvia Pantel
Mitte März hatte die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall öffentlich gemacht, dass der als „Kita-Imam“ bekannte Asmer U. auf seiner Facebook-Seite radikal-fundamentalistische und antisemitische Inhalte geteilt hat. Der bosnische Imam Asmer U. soll in der evangelischen Tagesstätte an der Steubenstraße in Düsseldorf-Reisholz Kinder über den Islam aufklären. Hinter dem evangelisch-muslimischen Gemeinschaftsprojekt stehen die Diakonie Düsseldorf als Trägerin der Kita und der Kreis der Düsseldorfer Muslim (KDDM).
Nach den Enthüllungen der Islamismus-Expertin hatte Asmer U. sofort alle entsprechenden Facebook-Beiträge gelöscht. Die Veröffentlichungen erklärte er damit, dass er sich „auch inhaltlich und theologisch mit den Inhalten auseinanderzusetzen“ habe. Diese Darstellung halte ich nicht für glaubwürdig, da er die entsprechenden Inhalte nachweislich unkommentiert gepostet hat.
Die Düsseldorfer Presse reagierte auf diese Vorgänge zunächst mit Schweigen. Auch die Diakonie schwieg. Also habe ich einen Brief an Thorsten Nolting verfasst und ihn um eine Stellungnahme gebeten. Der Diakonie-Pfarrer hatte das Projekt des Kita-Imams Wochen zuvor damit beworben, dass es dazu beitrage, „offen und tolerant miteinander umzugehen.“
Diakonie geht auf die radikalen Beiträge erst gar nicht ein
In der Antwort, die ich vom Vorstand der Diakonie Düsseldorf bekommen habe, wurde auf die Facebook-Beiträge von Asmer U. nicht eingegangen. Stattdessen hieß es: „Der Imam Asmer U. verfügt in Düsseldorf im Kreis der Muslime und darüber hinaus über einen beanstandungslosen Leumund und vertrauenswürdige Referenzen. Wir laden Sie herzlich zu einem persönlichen Austausch ein, um Ihre weitergehenden Fragen zu beraten. Und ja: Wir sind überzeugt, dass das Projekt hilft, offen und tolerant miteinander umzugehen.“ Diese Antwort zeigt, dass sich die Diakonie mit den Facebook-Beiträgen von Asmer U. wohl nicht beschäftigt hat. Das erschreckt und enttäuscht mich zutiefst.
Zumindest berichtet die Düsseldorfer Presse seit Freitag über diesen Skandal. Allerdings verstehe ich dabei nicht, warum die Rheinische Post in diesem Zusammenhang von „dünnen Vorwürfen“ gegen Asmer U. schreibt. Nachdem ich Sigrid Herrmann-Marschall gebeten habe, mir die Facebook-Beiträge von Asmer U. zugänglich zu machen, habe ich mir diese sehr aufmerksam angesehen.
Salafisten-Postings und Beiträge radikaler Portale
Neben den vielzitierten antisemitischen Karikaturen und dem Bild eines knapp zweijährigen Mädchens, das fast völlig verhüllt ist, habe ich Salafisten-Postings gesehen sowie Beiträge eines radikalen bosnischen Islamisten-Portals. In meinen Augen sind diese Beiträge klar extremistisch, weshalb ich die Formulierung „dünne Vorwürfe“ nicht mehr nachvollziehen kann. Da frage ich mich schon, ob sich all jene, die den Imam jetzt in Schutz nehmen, dessen Facebook-Beiträge überhaupt angesehen haben?
Dazu würde auch die Reaktion von Michael Szentei-Heise, dem Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (JGD), passen, der in der Rheinischen Post gesagt hat, die anti-israelischen Schmäh-Karikaturen, die Asmer U. gepostet hat, „ganz entspannt“ zu sehen. „Bei den Karikaturen gehe es nicht um Antisemitismus, sondern eher um israelische Regierungspolitik“, glaubt er. Dabei sollte Michael Szentei-Heise eigentlich wissen, dass moderner Judenhass längst in Gestalt sogenannter „Israel-Kritik“ auftritt. Dass er diese Art der Israel-Kritik mit seiner Verharmlosung auch noch billigt, ist für einen jüdischen Vertreter jüdischer Interessen sehr ungewöhnlich und nicht nur für mich mehr als unverständlich.
Darf nur nicht-muslimischer Extremismus thematisiert werden?
Noch entlarvender aber ist seine Aussage, er habe den Eindruck, „es solle etwas aufgebauscht werden, um den Muslimen zu schaden“. Damit bedient er sich einer gerade unter Linken sehr populären Methode, nach der jeder, der sich mit Islamismus befasst oder gar davor warnt, zum Islamfeind oder Muslimhasser abgestempelt wird. Hier werden Fakten verdreht, um Stimmung zu machen. Statt sich mit dem Vorwurf gegen eine bestimmte Person auseinanderzusetzen und zur Klärung der Situation beizutragen, wird eine gruppenbezogene Islamfeindlichkeit unterstellt, um vom eigentlichen Problem abzulenken.
Diese groteske Logik ist eine Absage an unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, die ich von einem offiziellen Vertreter einer Jüdischen Gemeinde so nicht erwartet hätte. Denn wenn wir unseren freiheitlichen und demokratischen Werten treu bleiben wollen, dürfen wir Islamismus ebenso wenig tolerieren wie Rechts- und Linksextremismus, und zwar völlig unabhängig davon, welche Nationalität oder Religion die jeweiligen Extremisten haben.
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