Düsseldorf Politik

Warnungen vor Gewalt und Mobbing an Schulen

Düsseldorf. Am Donnerstag fand die Jahreshauptversammlung der Frauen Union (FU) statt. Die Polizistin Petra Reichling sorgte dabei mit der Vorstellung ihres Buches „Tatort Schule“ für erschreckende Einblicke über Mobbing und Gewalt an Schulen. „Sozialstunden oder mal ein Wochenende in Gewahrsam zu nehmen, hilft manchmal sehr, damit die Jugendlichen lernen, dass es Konsequenzen hat, wenn man sich nicht an unsere Ordnung und unsere Gesetze hält“, sagte die FU-Kreisvorsitzende Sylvia Pantel nach Reichlings Vortrag.

Petra Reichling (l.) und Sylvia Pantel (Bild: NRW.direkt)

Rund 35 Menschen kamen am frühen Donnerstagabend zur Jahreshauptversammlung der Düsseldorfer Frauen Union (FU) in eine Gaststätte in Düsseldorf-Holthausen. Darunter waren auch die Ratsfrauen Annelies Böcker und Constanze Mucha, der JU-Kreisvorsitzende Ulrich Wensel sowie Vertreter der Senioren Union. Zu Beginn der rund zweistündigen Veranstaltung blickte die FU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel auf die Aktivitäten der Frauen Union im letzten Jahr zurück. Dabei bezeichnete sie es auch als Erfolg der Frauen, „dass der Paragraph 219a bleibt“. In dieser Norm ist das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche geregelt.

Mathias Höschel, CDU-Kandidat für die EU-Wahl im Mai, hielt ein rund 20-minütiges Grußwort und schilderte seine Visionen für Europa. Dabei äußerte er sich auch kurz zu den freitäglichen Schüler-Demonstrationen zur Klimapolitik. Die Demonstrationen sind auch deshalb umstritten, weil dafür der Unterricht bestreikt wird. „Wenn man an den Schulen ernsthaft übers Klima diskutiert, dann ist das in Ordnung“, sagte Höschel. Auch einmalig den Unterricht zu bestreiken, sei akzeptabel. „Es aber grundsätzlich zu machen, finde ich nicht in Ordnung“, meinte der EU-Kandidat. Es sei glaubwürdiger, wenn die Schüler in ihrer Freizeit demonstrierten.

„Ein Kindergeburtstag im Vergleich zu heute“

Höhepunkt des Abends war jedoch die Vorstellung des Buches „Tatort Schule“ von Petra Reichling. „Ich möchte auf die Zustände aufmerksam machen, die inzwischen an unseren Schulen herrschen“, sagte die Kriminalhauptkommissarin aus Düsseldorf. Gewalt habe sie bereits erlebt, als sie vor 27 Jahren bei der Polizei anfing und dann auch ein Jahr lang mit der Hundertschaft im Einsatz war. „Aber das, was ich damals erlebt habe, ist ein Kindergeburtstag im Vergleich zu heute.“

„Wenn wir wirklich mal hingucken, ist das eine Katastrophe, was bei uns an den Schulen abgeht“, sagte Petra Reichling. „Früher hat man aufgehört, wenn jemand am Boden lag, heute wird nachgetreten.“ Auch gingen heute viele Kinder und Jugendliche mit Messern bewaffnet in die Schule. Beleidigungen, das Bewerfen von Klassenkameraden mit Müll, Erpressung sowie körperliche Übergriffe seien an der Tagesordnung. Auch mit Sexualdelikten an Schulen sei die Polizei immer wieder konfrontiert.

Ausführlich erläuterte Reichling die sogenannte Garantenstellung, die eine besondere Schutzpflicht gegenüber anvertrauten Personen beinhalte. Diese gelte nicht nur für Eltern, sondern auch für Lehrer. Das bedeute unter anderem, dass die Lehrer bestimmte Delikte nicht nur anzeigen können, sondern sogar müssen. Die Schulen würden jedoch versuchen, vieles unter den Tisch zu kehren, kritisierte die Polizistin.

„11-Jährige gehen mit dem Messer aufeinander los“

Die Möglichkeit, Petra Reichling Fragen zu stellen, wurde nach dem Vortrag von den Zuhörern ausgiebig genutzt. Auf die Frage einer Frau, ob die Gewalttäter jünger geworden seien, sagte die Polizistin: „Ich weiß nicht, ob es das früher gegeben hat, dass 11-Jährige mit dem Messer aufeinander losgehen.“ Die Frage eines Mannes, ob es bei Gewalttaten an Schulen Milieu- oder religiöse Schwerpunkte gebe, beantwortete die Kommissarin zuerst mit „Jein“, um dann darauf hinzuweisen, dass dies im Umgang mit weiblichen Lehrkräften zu beobachten sei. „Das größte Problem aber ist die sprachliche Barriere“, sagte sie. Einen Zusammenhang zum Zuzug von Flüchtlingen sehe sie jedoch nicht: „Das hat es alles auch schon vor 2015 gegeben.“

„Ich finde ihre Anregungen sehr wichtig und gut. Hier sehe ich auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit des kriminalpräventiven Rats und den Schulen“, sagte Sylvia Pantel nach der Veranstaltung. „Und für mich war neu, dass Lehrer eine Garantenstellung haben, wegen der sie bestimmte Delikte nicht nur anzeigen können, sondern das auch müssen. Und dass sie sich mitschuldig machen, wenn sie das nicht tun. Und ich habe heute gelernt, dass es nicht gut ist, wenn man mit der Strafmündigkeit von Jugendlichen bis zum 14. Lebensjahr wartet. Natürlich müssen die Strafen so sein, dass sie den Jugendlichen nicht ihren Weg verbauen. Sozialstunden oder mal ein Wochenende in Gewahrsam zu nehmen, hilft manchmal sehr, damit sie lernen, dass es Konsequenzen hat, wenn man sich nicht an unsere Ordnung und unsere Gesetze hält.“

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