Düsseldorf. Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) hat Aussagen ihres Parteikollegen Carsten Linnemann zum politischen Islam scharf kritisiert. Die Kritik wurde am Freitag von der WerteUnion als „unsachlich und tendenziös“ zurückgewiesen.

Simone Baum (Bild: NRW.direkt)
Mitte dieser Woche äußerte Integrations-Staatssekretärin Serap Güler scharfe Kritik an ihrem Parteikollegen Carsten Linnemann. Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung hatte zusammen mit dem früheren bayerischen Justizminister Winfried Bausback einen Sammelband mit dem Titel „Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland“ herausgebracht. In dem Buch kommen mehrere prominente Islamwissenschaftler und Politiker zu Wort. In seinem Fazit leitet Linnemann daraus konkrete Handlungsempfehlungen für die Regierung ab.
Bei ihrer Kritik störte sich Serap Güler insbesondere am von Linnemann verwendeten Begriff des „politischen Islam“: „Mich würde interessieren, was genau damit gemeint ist“, sagte Güler. „Ist es ein extremistisches Verständnis vom Islam? Da sind wir uns alle einig. Auch die allermeisten Muslime. Also was genau will die Debatte bewirken? Und stellen wir uns dann als nächstes auch die Frage, ob Ausgrenzung und Rassismus ein Teil von uns sind? Eine Integrationsdebatte fruchtet ja nur, wenn wir den Menschen, die wir für uns gewinnen wollen, nicht nur sagen, was wir nicht wollen, sondern sie auch fragen, was ihre Belange sind.“
„Unsachliche und tendenziöse Kritik“
Die WerteUnion (WU), der konservative Flügel von CDU und CSU, wies Gülers Kritik am Freitag als „unsachlich und tendenziös“ zurück. „Wir sind es seit Jahren gewohnt, dass jede auch noch so fundierte Diskussion über den politischen Islam und die von ihm generierten Probleme sofort von den aus Ankara ferngesteuerten Islam-Verbänden wie der DITIB diffamiert wird. Dass wir jetzt aber schon Anwürfe aus der eigenen Partei, noch dazu von einer Frau, die es eigentlich besser wissen müsste, hinzunehmen haben, ist ein deutliches Alarmsignal“, sagte die WU-Landesvorsitzende Simone Baum.
„Menschen kann man nicht integrieren, Menschen müssen sich selber integrieren. In den letzten fünfzig Jahren haben sich viele Millionen Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen gut in unser Land integriert, darunter Italiener, Griechen, Menschen aus Ex-Jugoslawien, aus Polen und Russland. Und auch viele Menschen mit türkischen, persischen und arabischen Wurzeln haben sich wunderbar in unsere freie und offene Gesellschaft eingegliedert“, sagte Baum weiter. Aber immer da, „wo die Akolythen des politischen Islams ihre Stimme erheben und Unfrieden zwischen den verschiedenen Kulturen säen“, entstehen Probleme. (ph)